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Blank liegende Nerven machen verletzlich

Blank liegende Nerven machen verletzlich

Vor einigen Wochen schrieb Christoph Reich, Sportmediziner und Rheumatologe in Zürich, einen kleinen Beitrag für die NZZ. Es handelt sich dabei um einen Artikel, der dem zentralen Nervensystem und damit dem Gehirn eine ganz zentrale Stellung für herausragende sportliche Leistungen ebenso wie Verletzungen beimisst, eine Seltenheit im Bereich der Sportmedizin, deshalb möchte ich den Text hier möglichst ungekürzt widergeben. Ich habe selbst einen Artikel mit dem Titel »Auch der Kopf braucht Ruhe« geschrieben und freue mich natürlich über Unterstützung.

»Sportunfälle sind auf den ersten Blick häufig unerklärlich. Zu vielschichtig ist das Zusammenspiel zwischen Muskeln, Bändern und Knochen, zu komplex ist aber vor allem die Steuerung durch das Gehirn. Für den einzelnen Sportler gibt es trotzdem klare Ansatzpunkte, um Unfälle zu vermeiden. Bei allen kontrollierten Interventionsprogrammen hat sich gezeigt, dass der Verbesserung der koordinativen Fähigkeiten oberste Priorität zukommt. Die Gelenkstrukturen sind zwar vorgegeben, der eine hat straffere, der andere lockerere und damit verletzlichere Bänder, daran kann keiner etwas ändern. Wie gut die Muskulatur jedoch die Gelenkbewegung kontrolliert, das kann trainiert werden.

Zentral ist die Rolle eines konsequenten Einlaufens. Meist denkt man da ans »Aufwärmen« von Gelenken und Muskeln. Noch viel wichtiger ist aber der Aspekt »Aufweckens« des ganzen Steuerungssystems: Beim Einlaufen werden die Nervenverbindungen zwischen Hirn und Muskulatur, aber auch zwischen Hirn und Gelenkstrukturen aktiviert und »auf Sendung« geschaltet. Das reduziert die Reaktionszeiten, und die Muskelfasern, die eben noch auf der Ersatzbank gedöst haben, sind nun wach und einsatzbereit.

Für eine optimale Bewegungssteuerung muss auch unser Kopf voll leistungsfähig sein. Viel Gewinn ohne Zusatzaufwand bringt es schon, wenn wir dem Gehirn die Arbeit nicht unnötig erschweren: Zu wenig Schlaf, zwei Gläschen zu viel zur Unzeit oder eine durch Medikamente reduzierte Aufmerksamkeit sabotieren unseren Bewegungscomputer nachhaltig. Weniger offensichlich ist die Einschränkung durch Erschöpfung, sei es durch sportliche Überforderung oder wegen eines zehrenden Stresszustandes. Blank liegende Nerven machen verletzlich.

Koordinative Fähigkeiten werden immer dann trainiert, wenn wir in unserem ständigen Bemühen, das Gleichgewicht zu aufrechtzuerhalten, besonders gefordert werden. Das einfachste Beispiel ist das Gehen auf einem unebenen Untergrund oder das Balancieren auf schmalen Auflageflächen. Für Kinder ist das der normale Spielalltag, wir Erwachsene müssen uns da schon bewusst darum kümmern. Dazu gibt es einfache Möglichkeiten: Wer auf einem Bein stehend telefoniert oder beim Stehen in der Straßenbahn unauffällig das Bein einen Zentimeter abhebt und die Rüttel-Impulse des Fahrzeugs als koordinative Herausforderung annimmt, ist schon mitten im Training. Auch Seilspringen auf einem Bein ist eine zweckmässige Forn. In der Natur gibt es unzählige Möglichkeiten, Herausforderungen für das Gleichgewicht zu entdecken: Sei es das Balancieren auf einem Baumstamm, Springen von Stein zu Stein oder ganz einfach das Laufen querfeldein.

Besonders herausfordernd, aber auch unfallträchtig sind Situationen, bei denen wir von komlexen Bewegungsanforderungen überumpelt werden. Wenn wir überraschend die Richtung wechseln oder unerwartet bremsen müssen, zählt jeder Sekundenbruchteil. Entsprechende Übungen gehören ins sportartspezifische Training. So werden typische Bewegungsabläufe im Nervensystem vorgebahnt und gespeichert. Das ergibt zusammen mit der Sporterfahrung die Basis für ein vorausschauendes Verhalten in kritischen Situationen. Was nicht gefordert wird, verkümmert, so geht es auch den koordinativen Fähigkeiten: Sie verabschieden sich klammheimlich«.

Susann

Susann

Susann is the biest prototype and head of the team. She is Austrian, has studied medicine, meaning she is a medical doctor and the Biesters' alpha wolf. Susann continuously produces new ideas, is strong in making concepts and is practically always ON FIRE. Without her BIESTMILCH wouldn't be where and what it is today, and anyway - not possible.

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